Produkte von Antinori
Wer über „Supertuscans“ spricht, erzählt unweigerlich gleichzeitig auch von Piero Antinori. Denn der Spross einer Weinbau-Dynastie, deren Historie bis ins 14. Jahrhundert zurückreicht, hat seinen Namen mittels visionärer Methoden verewigt, die letztlich nichts weniger bewirkten, als bedeutende Teile des italienischen Weinbaus zu revolutionieren. Konkret erschuf der damalige Inhaber des florentinischen Weinhauses vor mehr als einem halben Jahrhundert mit dem Premierenjahrgang 1971 des „Tignanello“ eine Weinlegende, mit der er das enge Korsett des Reglements für die Weinerzeugung im Kerngebiet des Chianti sprengte. Konsequent seinen Vorstellungen zur Qualitätssteigerung folgend, reduzierte er zunächst den seinerzeit obligatorischen Anteil weißer Varietäten in der Assemblage, später wurde komplett auf weiße Trauben verzichtet. Außerdem verfeinerte Antinori seine Kreation in Barriques, was damals in Italien beinahe eine Ungeheuerlichkeit darstelle. Und auch wenn der urtoskanische Sangiovese weiterhin die Hauptrolle im „Tignanello“ spielen sollte, ergänzte Piero seine Cuvée mit den beiden bordelaiser Cabernet-Sorten, deren großes Potenzial auch für toskanische Terroirs er mit Weitsicht richtig einschätzte.
Nach dem Vorbild des „Tignanello“ folgten weitere „Supertuscans“, so benannt übrigens ursprünglich durch die englischsprachige Fachjournaille. Dieser einprägsame Begriff erscheint trefflich gewählt, umfasst er ja weniger Weine mit einem bestimmten oder vergleichbaren Profil als vielmehr ein Segment, dessen charakterisierende Klammer sich letztlich auf den Einsatz internationaler (roter) Rebsorten und kleiner Eichenfässer reduziert.
So entstanden sukzessive hochklassige „Supertoskaner“, die abseits der dortigen DOC- bzw. DOCG-Statuten erzeugt wurden und daher als „einfacher“ Tafelwein (Vino da Tavola) klassiert werden mussten. Ihrer Popularität tat das freilich keinen Abbruch, ihrem immensen Erfolg in den Märkten schon gar nicht. Erst zwei Jahrzehnte nach der Veröffentlichung des ersten „Tignanello“ entstand mit der Indicazione Geografica Tipica in Italien eine neue Kategorie für Qualitätsweine, in die diese Gewächse seitdem integriert werden.
Zahlreiche „Supertuscans“ erschienen über die Jahre also im Gefolge des Vorbilds „Tignanello“, die mal mehr, mal weniger Aufsehen in der Szene erregten. Unbestritten ist jedoch, dass erneut Piero Antinori im Jahr 1978 ein weiteres Gewächs etablierte, das beständig Weltklasse-Niveau aufweist und eine weitere wahre Weinikone darstellt: der „Solaia“.